Das Salz in der Suppe oder Was kostet die Welt II

 

White Temple in Chiang Rai

Am 17.12.2017 bin ich auf dem Landweg von Thailand nach Laos eingereist, höchste Eisenbahn also, Thailand Revue passieren zu lassen: Meine Reiseroute, meine High- und Lowlights und natürlich – Edda, ich grüße Sie herzlich – meine Buchhaltung.

Thailand war für mich sehr aufregend. Schließlich war es das erste Land auf meiner Reise, welches ich ein Monat lang mit Sack und Pack und unter häufigeren Ortswechseln zu erkunden gedacht habe. Nepal war insofern anders, als der Schwerpunkt dort auf dem Wandern lag. Wandern kann ich, das hab ich schon öfters mal gemacht. In diesem Fall war es halt mit 16 Tagen eine etwas ausgedehntere Wanderung. Die Tagesabläufe sind hierbei mehr oder weniger vorgegeben, im Großen und Ganzen – Überraschung – geht man zu Fuß von einem Ort zum anderen auf vorgegebenen Wegen.

In Thailand aber wartete ein anderer Alltag auf mich, jener eines Langzeitreisenden ohne gut überlegte Einteilung der Wanderetappen, man hat ungleich mehr Möglichkeiten, die Tage zu gestalten. Was macht man denn mit so viel Zeit, wenn man gerade mal keinen Tempel oder eine andere Sehenswürdigkeit besucht? Wie würde es für mich sein, die Betten öfters zu wechseln als die Socken? Wie würde es sich für mich anfühlen, keine vorgegebene Tagesstruktur zu haben? Es war und ist quasi ein Experiment. Aber das ist eine andere Geschichte, die sicherlich früher oder später hier erzählt werden wird. Jedenfalls kann ich sagen, dass sich die anfängliche Aufregung recht rasch gelegt hat und nun manchmal so etwas wie Normalität Einzug hält. Nicht jeder Tag muss mit besonderen Erlebnissen gekrönt werden. Ich gestatte mir, nicht bei jedem Sauaustreiben dabei sein zu müssen. Freilich gibt es viele Tage, gespickt mit in Erinnerung bleibenden Erlebnissen, mit neuen und interessanten Be- wie auch Verwunderung auslösenden Bekanntschaften, aber auch mit einem Mehr an Zeit, um auf sich selbst zu blicken, was nicht immer angenehm sein muss und im österreichischen Hamsterrad viel zu oft zu kurz kommt.

Pläne und Strukturen geben Sicherheit. Etwas, das ich zu Beginn meines Thailand-Aufenthaltes brauchte. Also folgte ich erstmal dem, was ich mir in der Vorbereitung auf diese Reise für dieses Land vorgenommen hatte: Ich verbrachte einige Tage in Bangkok, der Stadt der Engel. Nach 2 Tagen kennt man das öffentliche Transportsystem recht gut, man weiß, wie man Klebreis local style zu essen hat und auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind für stundenlange Diavorträge, die selbst Amphetamin konsumierende Zuseher hinwegzuraffen vermögen, im Kasten. Nach vier Tagen schließlich weiß man aus Gesprächen, welche Nachtmärkte auch die Einheimischen besuchen und auch ein „hallo“ und ein „danke“ in der Landessprache kommen immer leichter über die Lippen. Das Bett im Hostel riecht nach einem selbst.

Hier habe ich das thailändische Street food lieben gelernt, hier hat mich die generelle Unbekümmertheit der Thais in nachdenkliches Staunen versetzt, ich war überrascht über die hohe Anzahl an Kathoey (die thailändische Kategorie für Transgender) und deren im Vergleich zu Westeuropa hohe Akzeptanz inmitten der Gesellschaft.

Meine nächste Station war Khao Lak, eine Region, eine Nachtbusfahrt lang südwestlich von Bangkok gelegen. Ich freute mich darauf, die Unterwasserwelt der Similan- und Surin-Nationalparks betauchen zu dürfen. Von hier aus startete die 4-tägige Tauchsafari, welche ich von Bangkok aus gebucht hatte, und die uns zu den schönsten Tauchplätzen Thailands bringen sollte. Gemeinsame Interessen verbinden, und auch die räumliche Eingeschränktheit auf so einem Schiff trägt mangels bei klarem Verstand abgewogenen Fluchtmöglichkeiten dazu bei, dass sich die Tauchgruppe schnell kennen- und teilweise mögen lernt.

Der Tsunami von 2004 hat nicht nur tausende Menschenleben in Khao Lak gekostet, auch viele Riffe an den Tauchplätzen sind beschädigt. Man merkt aber, dass die Natur sich langsam regeneriert, und der Fischreichtum ist erstaunlich und vielfältig.

Auch die schönste „Kreuzfahrt“ geht einmal zu Ende, Wege trennen sich, und so nahm ich den nächsten Bus retour Richtung Bangkok, um einen Großteil meines Gepäcks abzuholen, welches ich dort zwischenlagerte. Ungeplant blieb ich hier abermals einige Tage lang hängen, wofür ich die bereichernde Gesellschaft einer schwedischen Aussteigerin, die in Neuseeland ihr Glück suchen wird und eines homosexuellen Inders verantwortlich mache.

Als nächstes hatte ich Lust auf das berühmte thailändische Inselflair. Eigentlich hatte ich mir den Besuch Koh Changs vorgenommen. Auf Anraten der thailändischen Hostelangestellten wählte ich für mein erstes Inselabenteuer jedoch Koh Kood, eine ehemalige Pirateninsel nahe der kambodschanischen Grenze. Koh Kood ist verträumt, die Zeit vergeht scheinbar langsamer, und man hat reichlich Zeit, die Insel und deren Strände mit dem Scooter zu ergründen. Das Wasser ist warm und man muss an einen der schön gelegenen Wasserfälle der Insel, um etwas Abkühlung zu bekommen. Nach ein paar gemütlichen Tagen am Strand machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden.

Ayutthaya war meine erste Zwischenstation dorthin. 400 Jahre lang die Hauptstadt des siamesischen Königreichs Ayutthaya, sind die Ruinen der nach einem Krieg Mitte des 18. Jahrhunderts aufgegebenen Altstadt heute UNESCO-Welterbe. Hier hab ich erstmals Elefanten, die zur Beglückung einiger Touristen in der sengenden Mittagshitze über den Asphalt getrieben wurden, erleben müssen.

Eine 11-stündige Busfahrt brachte mich anschließend nach Chiang Mai, auch die Rose des Nordens genannt. Die Landschaft rund um die Stadt ist schön, die Menschen sind herzlich, alles ist entspannter, die Luft ist klar. Auf den Märkten werden verschiedenste frittierte Insekten angeboten und der tägliche Verkehrskollaps Bangkoks findet hier nicht statt.

Ein Tag im unweit entfernten Elephant Nature Park beeindruckte mich sehr, wie Stammgäste dieses Blogs bereits wissen. Es bedarf keines von den Tieren durch die Gegend getragen Werdens, um die Nähe zu den Dickhäutern genießen zu können.

Ebenso bleibt mir die härteste Thaimassage meines Lebens, durchgeführt von einem blinden Mann, in Erinnerung. Es war irritierend für mich, mit welcher Griffsicherheit er meinen Körper geißelte.

Tags darauf beschloss ich, ein motorbetriebenes Zweirad zu mieten und machte mich auf den Weg, die Region westlich von Chiang Mai zu erkunden. Der sogenannte Mae Hong Son-Loop ist ein Paradies für Biker. Er führt durch wunderschöne Berg- und Hügellandschaften, man passiert einige kleine Ansiedlungen und am Weg gibt es Wasserfälle und einige Höhlen und nicht nur den Ausblick von Thailands höchstem Berg, dem Doi Inthanon (2.565 m), zu genießen. Vier Tage, rund 650 km und angeblich 1864 Kurven später bin ich zurück in Chiang Mai. Langsam gilt es, die Ausreise aus Thailand zu organisieren, da meine 30-tägige Aufenthaltsbewilligung bald abläuft. Ich entscheide mich mit einem weinenden Auge gegen Myanmar und für Laos und wähle aufgrund der Nähe den Grenzübergang Chiang Khong/Huay Xai, den ich nach einem 2-tägigen Aufenthalt in Chiang Rai, einer Stadt nordöstlich von Chiang Mai, mit dem Bus erreiche.

Thailand hat mir mit all seiner touristischen Infrastruktur den Einstieg ins Rucksack-Reisen leicht gemacht. Es gibt dort viel mehr Sehenswertes, als man in einem Monat unterbringen könnte. Man trifft während der Reise auf viele Menschen, Einheimische wie andere Reisende. Zur zweiten Kategorie muss ich jedoch bereits nach kurzer Zeit anmerken, dass die Gespräche mit ihnen oft ermüdend auf mich wirk(t)en. „Woher kommst Du?“, „Wie lange bist Du bereits unterwegs?“, „Dieser Ort ist soooo fantastisch, den musst Du unbedingt besuchen!“, „Wohin willst Du als nächstes?“
Fragen wie diese liegen natürlich auf der Hand und geben den Standardablauf von Unterhaltungen wieder. Fast nur wird Smalltalk geführt, welcher nach den immer gleichen Mustern abläuft, wobei oft einer den anderen an imposanten Erlebnissen zu übertreffen versucht. Umso erfrischender und gewinnbringender sind dann die raren Begegnungen, in welchen eine Bereitschaft herrscht, sich ein Stück weit zu öffnen und sich gegenseitig  kennen zu lernen. Solche Begegnungen sind für mich das Salz in der Suppe meiner Reise.

Was kostete mich der Besuch Thailands denn nun? Meine Notizen geben Folgendes her:

Kosten für Unterkünfte: 10.333 Baht oder ca. 270 Euro. Ich habe in Mehrbettzimmern, sogenannten dorm rooms, genächtigt. Nur vereinzelt gönnte ich mir ein Einzelzimmer. Vor allem auf Koh Kood gab ich hierfür wesentlich mehr Geld aus als im Durchschnitt.

Kosten für Transport: 10.290 Baht oder rund 265 Euro. Hierin ist die Miete und der Kraftstoff fürs Motorrad sowie für den Scooter auf Koh Kood inkludiert, was ca. 120 Euro ausmachte.

Essen/Trinken: 490 Euro. Die in Nepal verlorenen Kilos sind wieder auf den Rippen. Es gibt in Thailand zwar leider keine Lassibuden, dafür aber lecker Fruchtsaftstände und süffiges Bier.

Sonstiges: 600 Euro (Tauchsafari, Elephant-Nature-Park, Mitbringsel, Eintritte, SIM-Karte, Frisör, Massagen etc.)

Insgesamt komme ich also auf Ausgaben von 1.625 Euro, was meinem Plan gänzlich entspricht. Naja, zumindest wenn ich ein Äuglein bei dieser Feststellung zudrücken darf. Die größten monetären Brocken waren selbstverständlich die Tauchsafari und der Besuch bei den Elefanten.

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Wer dann und wann Bilder von unterwegs sehen möchte, kann dies auch auf Instagram unter #haraldauseisenerz.

Bleibt mir nur noch, Euch allen ein angenehmes und ruhiges Weihnachtsfest zu wünschen!

Weihnachten kehrt man hier mehr oder weniger den Rücken zu.
Schönes Geisterhäuschen in Chiang Mai. Geisterhäuschen werden bei der Bebauung eines Grundstücks errichtet, um den Geistern, welche das Gelände bewohnt haben, als neue Heimat zu dienen und diese wohl zu sinnen.
Getreues Gefährt am Loop
Maden haben Biss und sind eine leckere Knabberei, wenn man dann die anfängliche Abscheu mal abgeschüttelt hat.
Mit dem Bus von Chiang Rai zum Grenzübergang nach Laos
Ayutthaya, Historical Park
Muay Thai Kampf im Stadion von Chiang Mai
Einer der Strände an der Westküste von Koh Kood
Tauchgangplanung für 4 Tage Andamanensee
Tempel in Chiang Mai – einer von sehr vielen
Quartiergeberin am Mae Hong Son Loop. Zwei große Pakete mit Stofftieren, deren Verkauf ihr Nebengewerbe darstellt, sind eingetroffen.
The Green Mile, ein Spazier- und Radweg über den Straßen Bangkoks verbindet den Lumpini Park mit dem Benjakiti Park.
Street Art in Pai im Norden Thailands
Eine rauschende Nacht im Herzen Bangkoks

 

 

6 Antworten auf „Das Salz in der Suppe oder Was kostet die Welt II“

  1. Hallo Harald du beschreibst deine Reise so toll!! Beim lesen und deiner Bilder dazu ,kommt mir schon vor als würde ich dabei sein !!!MACH bitten weiter so . Wir wünschen dir ein Prosit 2018 lg Karin und Reinhold

    1. Merci beaucoup, liebe Karin! Werd mein Bestes geben.
      Übrigens: Alle, die hier nachweislich fleißig mitlesen, müssen den Diavortrag nach meiner Rückkehr nicht über sich ergehen lassen. 😉

  2. Ahoi, Hatschi,

    der Große Festsaal in der Burg ist bereits für Deinen Diavortrag gebucht!

    Habe zwar alles bislang von Dir Gepostete gelesen, werde aber mit Sicherheit trotzdem zum Diavortrag kommen!

    Wir sehen uns!
    Wolfgang

    1. HoiHoi! Bei Dir war ich mir dessen uneingeschränkt sicher, Wuifi!😉
      Offensichtlich gilt es jetzt für mich, irgendwie die Suppe wieder auszulöffeln, die ich mir da eingebrockt habe…
      Ganz lieben Gruß!

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