Der größte Inselstaat der Welt

Abendlicher Blick gen Westen vom Bungalow auf Arborek
  • 1 Staat, 2 Kontinente
  • 360 verschiedene Völker
  • 255 Mio. Einwohner
  • 250 verschiedene Sprachen
  • 17.508 Inseln
  • Mit über 200 Mio. Muslimen der größte muslimische Staat der Welt
  • 150 aktive Vulkane

All das ist Indonesien. Für mich ist es vor allem eines: Das Mekka des Tauchsports.

Mit Tauchgebieten wie dem Bunaken Marinepark, Wakatobi, den Bandainseln, Ambon, der Lembeh Strait, Westpapua, Komodo, Alor etc. ist es nicht einfach, sich für, gleichzeitig aber eben auch gegen etwas zu entscheiden. Man könnte würfeln oder Halme ziehen, wohl wissend, keinesfalls enttäuscht zu werden. Meine Entscheidung fällt trotzdem anders. Ich erinnere mich an eine Tauchzeitschrift mit dem wenig originellen, aber alles sagenden Namen „Tauchen“, Ausgabe Mai 2016. Das Heftchen war bis zu meiner Abreise im Oktober 2017 dafür verantwortlich, dass manch eine Klositzung länger ausfiel, als unbedingt notwendig. Dafür verantwortlich waren weniger darin befindliche, auch nach 1,5 Jahren noch ungelöste Sudokurätsel, als vielmehr ein Bericht über Raja Ampat, welcher mich dort vielmals ins Tagtraumland beförderte.
Raja Ampat bedeutet übersetzt das Reich der vier Könige. Die Region besteht aus rund 1.500 Inseln und unzähligen Sandbänken, welche von nährstoffreichem Wasser umspült werden. Es befindet sich vor Westpapua, sozusagen an einem Ende der Welt. Zumindest von Europa aus betrachtet. „Die vier Könige“ werden die Hauptinseln genannt: Misool, Salawati, Batanta und Waigeo. Wirklich königlich ist jedoch die dortige Unterwasserwelt: 1.470 Fischarten, über 550 verschiedene Korallen, das sind unglaubliche 75% aller bekannten Korallenarten, 7 Delfinspezies, 8 dort vorkommende Walarten. Damit ist Raja Ampat das Epizentrum der maritimen Artenvielfalt. Es hält sich jedoch hartnäckig das Gerücht, dass eine (Tauch-) Reise dorthin unerschwinglich ist. Ich denke, das Gerücht lässt sich widerlegen. Also nix wie hin!

Ich fliege von Bali nach Makassar auf Südsulawesi, von dort aus weiter nach Sorong. Von hier führt kein Weg an einer Fähre nach Wasai, der Hauptstadt der Insel  Waigeo, vorbei. Hier ist eine Marineparkgebühr in der Höhe von 1.000.000 Rupien (ca. 60 Euro) zu berappen, welche zum Schutz und Erhalt des 1.200.000 Hektar großen Schutzgebietes sowie für Entwicklungsprogramme aufgewendet wird.

Noch bin ich aber nicht am Ziel angelangt. Das Familienoberhaupt meines Homestays lässt mich im Hafen warten, die Sonne grillt mich inzwischen. Wie ich später erfahren würde, war der sonntägliche Kirchgang dafür verantwortlich, welchen Naftali nicht für die Abholung eines hellhäutigen, agnostizistischen Europäers ausfallen ließe. Die Überfahrt zur kleinen, beschaulichen Insel Arborek dauert abermals 1,5 Stunden, was mit dem kleinen Speedboot mit zwei 40 PS starken Yamaha-Außenbootmotoren und beachtlichem Wellengang nicht gerade bandscheibenfreundlich ist. Nach einer 14-stündigen Anreise ab Bali betrete ich endlich den sandigen Boden Arboreks. Der Blick vom Bootsanleger ins klare Wasser lässt mich glauben, ich blickte in ein Aquarium. Die Vorfreude auf den ersten Tauchgang ist groß.

Arborek ist zum Verlieben: Es leben ca. 220 Einwohner auf der Insel, über 80 davon sind Kinder. Man kann das Inselchen in 25 Minuten zu Fuß umrunden, in etwa 3 Stunden umschnorcheln. Trinkwasser gibt es freilich nicht und Elektrizität kommt aus benzinbetriebenen Generatoren, welche für ein paar Stunden abends angeworfen werden. Es gibt eine katholische Kirche auf der Insel, 3 kleine Geschäfte und eine gemeinnützige Organisation, welche Mantarochen sowie die Korallenbestände rund um die Insel katalogisiert und sich für Bildung und Gemeinwesen auf Arborek engagiert. Bars? Restaurants? Fehlanzeige. Internet oder Telefonempfang? Nur, wenn man – so wie ich nicht – eine indonesische Telekomsel-SIM-Karte besitzt und sich vom Jetty akrobatisch weit hinauslehnt, um das Signal zu erhaschen.

Sämtliche Unterkünfte auf Arborek sind Homestays. Das sind von Familien betriebene Quartiere, meist Bambusbungalows, in welchen sich eine Matratze auf dem Boden und ein schützendes Mosquitonetz rundherum befindet. Die gemeinschaftlich genützten Schöpftoiletten befinden sich in separaten Bungalows. Will man nicht wie ein auf zwei Beinen wandelnder Fisch duften, benützt man zum Duschen Regenwasser aus der Tonne und ebenfalls eine Schöpfkelle. Die Bezeichnung „Regendusche“ gewinnt hierdurch eine völlig neue Bedeutung. Und doch ist es gerade diese Einfachheit, welche mir gefällt. Man lebt dort reduziert auf das Nötige.

Am nächsten Tag geht es dann mit der einzigen Tauchschule, die von einem indonesischen Paar betrieben wird, unter Wasser. Wir tuckern mit dem kleinen Boot übers Meer, bis wir beim Tauchplatz Melissa’s Garden ankommen. Rücklinks lassen wir uns ins Meer fallen und bereits nach wenigen Sekunden weiß ich, dass meine unbescheidene Erwartung mehr als nur erfüllt werden würde. Da sich die submarine Farbenfrohheit, schön wie Regenbögen, für Nicht-Tauchende nur schwer beschreiben lässt, habe ich weiter unten ein paar Bilder eingefügt. Kaum ein Tauchgang wird in den kommenden Tagen gemacht worden sein, in welchem nicht Mantas, Riffhaie und/oder Meeresschildkröten unsere Begleiter gewesen wären. Gar nicht zu sprechen von unzähligen bunten Nacktschnecken, Wobbegongs, Seepferdchen, Barrakudas etc. Bei nahezu jedem Flossenschlag entdeckt man ein anderes Meereslebewesen. Man schwebt gemeinsam mit Schwarmfischen über wunderschöne Korallengärten oder hält sich am Riffhaken fest, während man Mantas beim Unterwassertanz in der Strömung beobachtet.

Die Tauchpausen nützt man, um mit den Tauchbuddies über gemeinsam Erlebtes zu schwärmen, und ich verbringe viel Zeit mit den Kindern der Gastfamilie, die sich über einen Spielkameraden freuen. Es ist schön, in lachende Kinderaugen zu blicken. Abends lasse ich die Beine vom Steg baumeln. Unter mir leuchtet fluoreszierendes Plankton, über mir das Sternenzelt. Sagte ich schon, dass Arborek zum Verlieben ist?

Hin- und Rückflug ab Bali haben mich 210 Euro gekostet, die Fähre Sorong – Wasai – Sorong 15 Euro, der Transport zur und von der Insel 115 Euro. Diese Bootskosten kann man sich teilen, wenn man nicht alleine anreist. Die Transportkosten belaufen sich also auf 340 Euro. Ab Europa kämen noch Flugkosten von etwa 600 Euro hinzu.

Das Homestay kostete mich für 7 Nächte 140 Euro. Hierin sind 3 Mahlzeiten, sowie Tee und Trinkwasser enthalten.

5 Tauchtage kosten im Diveshop von Githa und Marcel 330 Euro inklusive der Leihgebühr fürs Equipment.

Addiere ich noch die einmaligen Kosten für den Eintritt in den Marinepark hinzu, so habe ich Gesamtkosten in Höhe von 870 Euronen in mein Ausgabenbuch zu schreiben. Selten, dass ich Geld so gerne ausgegeben habe! Ab Europa wird man freilich zwei, besser drei Wochen für den Urlaub einplanen. Dadurch relativieren sich auch die hohen Anreisekosten. Drei Wochen Tauchen in Raja Ampat lässt sich jedenfalls für unter 2.500 Euro machen. Schnorchel- und Strandbegeisterte sparen sich knapp 1.000 Euro.

Da ich jetzt, nach Arborek, noch immer Zeit, Geld und Lust habe, verbringe ich nur ein paar Tage auf Bali, um dann dem Komodo-Nationalpark einen Besuch abzustatten. Genauer gesagt, vorwiegend dem Marinenationalpark. Da die wohl große Mehrheit meiner Leser zu den (Noch?) Nicht-Tauchern gehört, will ich hier und jetzt nicht noch weiter schwärmen. Nur so viel: Da die Strömungen um Komodo teils recht stark sein können und außerdem dazu neigen, rasch zu wechseln, sollte man sich nicht unbedingt dieses Gebiet für das Absolvieren des Tauchscheins aussuchen.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in einem Café auf Bali. Mein einmonatiger Indonesienaufenthalt geht zu Ende. In 6 Stunden startet meine Qantas-Maschine mit Zielflughafen Auckland, was sich auf der Nordinsel Neuseelands befindet. Ich lasse also nicht nur Indonesien, sondern auch Südostasien hinter mir. Bin ich nicht eben erst – von Nepal kommend – in Bangkok gelandet?!

Unterwasserimpression
Die kleine Insel Arborek
Innen: einfachste Ausstattung. Außen: High-end-Hängematte 🙂
Overwaterbungalow auf Arborek
Shoppingmall auf der Insel
Githa, sympathische Tauchshopbesitzerin
Nudibranch – mehr als 3000 Arten Nacktschnecken leben in den Weltmeeren
Pianemo Island, Raja Ampat
Jane, die zweitjüngste Tochter meiner Homestay-Familie auf Arborek
Wer findet Nemo?
Tegalalang Reisterrassen nahe Ubud auf Bali
Restltrinken in der Crystal Bay auf Nusa Penida
Padar, zwischen Komodo und Rinca im Komodo-Nationalpark
Jüngeren Erkenntnissen zufolge töten Komodowarane, die größten noch lebenden Echsen des Planeten, ihre Opfer nicht durch den Bakterienmix in ihrem Speichel, sondern durch Gift aus den Drüsen, welche sich entlang des Kiefers befinden und zwischen den Zähnen enden. Das Gift ruft Muskelstarre und Bewusstlosigkeit hervor und wirkt hemmend auf die Blutgerinnung.
Im hinduistischen Bali wollen Dämonen, Naturkräfte und Götter Tag für Tag angemessen durch Rituale und Opfergaben bedacht werden.
Wobbegongs oder Teppichhaie kommen vorwiegend in Indonesien und Australien vor.

 

4 Antworten auf „Der größte Inselstaat der Welt“

  1. möchte mich für diesen interessanten Bericht recht herzlich bedanken, bitte schicke mir weiterhin diese Infos, lies diesen sehr sehr genau durch !!!!!!!!!
    Du hast noch einige Monate Zeit um dich gut zu erholen von den
    anstrengenden Bekanntschaften ??
    liebe Grüsse aus Mooskirchen – blieb gesund und denke manchmal an die Daheimgebliebenen !!
    lg ahie

    1. Hm, sooooo anstrengende Bekanntschaften hab ich gar nicht, Alois, dass ich das bräuchte. Die Zeit vergeht echt schnell, aber ein paar Monate unterwegs – und somit auch ein paar Berichte – folgen noch, ja. Freut mich, dass Du gerne mitreist!
      Bis dahin, lieben Gruß, Harald

  2. ich lese immer sehr fleissig und find es sehr infotmatuv, lustig und manchmal traurig was du so berichtest. bin sehr sehr „neidig“ dass du den waranen so nah warst – so super echsen❣
    und die anstrengende person kommt bald ins spiel 😂 also erhol dich noch lieber harry 😉

    1. Ja, sind wirklich faszinierende Viecherl, die Komodowarane. Schade nur, dass man nicht reiten darf auf ihnen…
      Bin sehr entspannt und hab somit eine hohe Toleranzschwelle. Ich hoffe, ich bin damit für die bevorstehenden Anstrengungen gerüstet. 😉
      Olles Liebe!

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