Windpferde

    Wegweiser bei Gorak Shep

Der Everest-Highway ab Namche Bazar, besser noch ab Lukla, vertrüge dringend eine zweite Spur. Es ist richtig voll hier, kein Vergleich zur Etappe Jiri – Namche.

Vor allem im Oktober/November, in einer der beiden Haupttrekkingzeiten. Alles ist hier: Emotional und unablässig kommunizierende Spanier, die sich auch von den Teleskopstöcken in ihren Händen nicht im Gestikulieren einschränken lassen, Schneckentempo unterbieten wollende Chinesen, die gerne in organisierten Großgruppen (und nicht selten voll vermummt) hintereinander herwatscheln, neureiche, top gestylte Ukrainer, die hartnäckig versuchen, in einer hochprozentigen Alkoholwolke den Berg  hinaufzuschweben. Und natürlich stolze Individualreisende, die sich aus Prinzip nicht beim Schleppen ihres viel zu voll gepackten Rucksackes von professionellen Trägern helfen lassen wollen, und denen daher trotz mit der Höhe abnehmender Temperaturen der Schweiß unablässig in die Augen läuft. Und natürlich Deutsche. Die sind ja überall.

Hinzu gesellen sich Yaks mit ihren Treibern und menschliche Lasttransporteure mit Superman-Genen, die nicht viel weniger als erstgenannte auf ihrem Rücken von A nach B bringen. Es wird mir der Tag in Erinnerung bleiben, als ich von einem Kühlschrank überholt wurde.

Ist es trotzdem lohnenswert, sich dieser Massenbewegung auf einem der meistbegangenen Wanderwege weltweit anzuschließen? Eindeutig JA!!! Es ist nicht nur einer der meistbegangenen, sondern sicherlich auch der eindrucksvollsten Wanderwege. Auf Tuchfühlung gehen zu können mit den mächtigsten Eisriesen unserer Erde, ist ein unbeschreibliches Erlebnis,  traumhaft schön. Am Weg ins Island Peak Basecamp an der Lhotsewand entlang zu wandern, macht ehrfürchtig und demütig. Die nahezu allgegenwärtige Ama Dablam ist für mich sowieso einer der schönsten Berge von allen und ihr Anblick begeisterte mich Tag für Tag aufs Neue.
Und das Erreichen Gorak Sheps und somit des Ortes, wo die richtigen Everestabenteuer erst ihren Anfang nehmen, brachte mir den Mythos Everest mit all der Freude und all dem Leid ein gutes Stück näher.

Trotzdem bin ich im Nachhinein betrachtet froh, mich mit dem Bus nach Jiri begeben und von dort auf die Fersen der allerersten Expeditionen geheftet zu haben. So ist die Wanderung vielseitiger und der Spirit von damals, der unbändige Wille von Hillary und Norgay, lässt sich etwas besser erahnen. Außerdem hat die Vorfreude auf diese Weise mehr Zeit, um unterwegs mit jedem Schritt zu wachsen, ist der Weg noch viel mehr das Ziel.

Hier noch ein paar Facts aus der Schlaumi-Rubrik, heute zum unvermeidlichen Themenschwerpunkt Yaks:

  • In Nepal gibt es keine wild lebenden Yaks mehr, sie zählen weltweit zu den gefährdeten Arten. Oft begegnet man unterwegs auch Kreuzungen mit dem Hausrind. Inzucht ist ein Thema.
  • Reinhold Messner hält eine domestizierte Yakherde bei sich zuhause in Südtirol. Yetis lassen sich wohl nicht einsperren.
  • Das weibliche Tier heißt Nak, im Tibetischen Bri. Somit gibt es eigentlich gar keinen Yakkäse.
  • Yakdung wird von Nepalesen eingesammelt und getrocknet. Er ist in größeren Höhen der einzig verfügbare Brennstoff.
  • Yaks gelten als aggressiv, aber auch als ängstlich. Es kommt immer wieder zu Unfällen, vor allem, wenn Yaks bergab in Panik geraten und dann abstürzen. Den Treibern kommt somit eine große Verantwortung zu.
Allgegenwärtige Ama Dablam
Yakkot in der Sonne
Da geht noch was!
Steinhäuschen vor Traumkulisse
Von links: Everest, Lhotse, Ama Dablam
Ein klein bisschen Karibik zwischen Namche Bazar und Tangboche auf ca. 3.600m.
Memorial für die am Everest Verunglückten
Ama Dablam: Mutter und ihre Halskette
Räuchern vertreibt böse Geister und/oder Pechsträhnen
Blick zurück Richtung Dingboche
Weidende Herde bei Pheriche
Khumbugletscher, Eingang Icefall
Alternative Heißwasserzubereitung

 

 

 

8 Antworten auf „Windpferde“

  1. harry,harry von einem kühlschrank überholt werden.. ich würde mir gedanken machen ;-)! danke für den amüsanten interessanten bericht! in eisenerz nieselts auf berge schneits 🙁 graus!! GGLGrüsse Heidi

    1. Hey, Heidi! Schön von Dir zu lesen! Ja, ich glaube, die EisenerzerInnen müssen die Schneeschaufeln schnell auf Wintertauglichkeit prüfen. Ich sitz grad im warmen Hostelzimmer und ich freu mich darüber, dass eine Bekleidungsschicht ausreicht – nach Tagen auf der (frischen) Höh!

  2. Ein Hallo aus der Steiermark, schön dass es dir gut geht.
    Wenn man von einer so schönen, gigantischen Dame. sehr ähnlich dem Matterhorn, begleitet wird bekommt man sicher einen anderen Blick auf das Wesentliche und der Reinhlold der mit seinen Yaks ein nachhaltiges Zeichen für sein Dasein setzt.
    ich hoffe das du bei diesen Menschenmassen auch eine ortsübliche Müllabfuhr getroffen hast, nach dem Sperrmüll will ich nicht fragen.
    Alles gute Rosi

    1. Du sagst es, Rosi! Die Ama Dablam ist schon ein Ehrfurcht gebietender, sehr stolzer Berg. Für mich der eigentliche Star im Himalaya.
      Bin mir nicht sicher, ob der Messner Reini auch züchtet?! Wie auch immer: Ich finde da Deine „Rasselbande“ viel entzückender.

  3. bon jour! hab wieder mal nicht gecheckt dass du auch hier antworten kannst 😂 schöne bilder und lustige informative texte! am besten fand ich die Beschreibung von den kulturen 😄 spanier, unsere schatzis chinesen und gestylte ukrainer – die letzteren würden gut nach eisenerz passen – ohne markenmode bist du nur ein halber bergfex ach was ein drittelter!!! müssten wir in der ukraine bewerben 😜 bussal aus graz von deiner schlafcouch

    1. Kann passieren, Babs! 🙂
      Vielleicht wär es schon damit getan, im (muss ich schreiben „ehemaligen“?) Münichtal einen Trekkingklamottenshop aufzumachen?! Ich wittere eine große Chance! Hier in Nepal stellen sie nämlich jedwede Marke günstigst her, da findet sich bestimmt schnell ein Exporteur, der mit uns kooperieren würde…

  4. Lieber Hatsch!
    Das „Steinhäuschen mit Traumkulisse“ ist zwar wunderschön – aber wohnen möcht ich dort auch nicht – sorry.
    Deine Bilder, vor allem deine Erzählungen zwischendurch sind sehr interessant – weiter so!!! LG Andrea 🙂

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