Kathmandutal

 

Lassitempel

Mehr als 80% der Nepali sind bekennende Hindus. Der Hinduismus war bis vor knapp 10 Jahren – als die angestaubte Monarchie von der Republik als Staatsform abgelöst wurde – gar Staatsreligion. Und das wohlgemerkt, obwohl Buddha himself einst in Nepal das Licht der Welt erblickte.

Aber wie so oft bekommen die großen Töchter und Söhne eines Landes gerade in der Heimat nicht den Ruhm und die Ehr, die sie verdienten.

Immerhin darf der Buddhismus in Nepal friedlich neben dem Hinduismus koexistieren, stehen buddhistische Stupas direkt neben hinduistischen Kultstätten. Nepali sind da sehr tolerant. Vielleicht trägt dazu auch bei, dass der Buddhismus aus dem Hinduismus entstanden ist und somit als billiger Abklatsch desselben bezeichnet werden könnte.

Wie auch immer, ich hab mir in den letzten 7 Tagen Sehenswertes und für Nepal-Rookies Interessantes im Kathmandutal angesehen, und ob man will oder nicht: man kommt dabei an den praktizierten Religionen nicht vorbei. Die Menschen hier integrieren den Glauben ganz selbstverständlich in ihren Alltag. Sie erbringen Opfer bei den verschiedenen Heiligtümern oder aber einfach vor ihrem Hauseingang. Meist werden dort Lebensmittel wie ein paar Körner Reis, gerne orangefarbene Blüten sowie gefärbtes Pulver deponiert. Geopfert wird im Hinduismus nicht nur einem allmächtigen Gott, oder wie im Buddhismus einem, welcher unter einem Baum die Erleuchtung erfuhr, sondern kleinen Gottheiten, die den Alltag der Menschen begleiten und als wirkende Kräfte allgegenwärtig sind. Gottheiten können sich in Bäumen, in Tieren, im Wasser, in Gegenständen manifestieren. Manche sagen, dass es um die 300.000 verschiedene Gottheiten im Hinduismus gibt, andere meinen, es seien ca. 3.000. So genau scheint es niemand zu wissen. Jedenfalls kann es nur vorteilhaft sein, wenn man die Glücksüberbringer, Vertreiber des Bösen, Bewahrer und Erneuerer fortwährend durch kleine Gaben bei Laune hält. Wobei: Verfehlungen lassen sich so auch nicht ungeschehen machen. Bei Entgleisungen gibt es nur eines: Zurück an den Start. Man durchläuft immer und immer wieder den Kreislauf von Leben und Tod und Wiedergeburt. Das im Leben angesammelte Karma bestimmt, als wer oder was man wiedergeboren wird.  Na, Ihr tapferen und ausdauernden Leser –  da blüht einigen von uns wohl ein niedriges nächstes Dasein! 🙂

By the way: Ich persönlich habe mich voll und ganz der Lassi-Anhängerschaft verschrieben, bin Tag für Tag ca. 2km (einfache Wegstrecke) marschiert, um meinen Obolus bei meiner Lieblings-Lassi-Bude leisten zu dürfen. Morgen fliege ich weiter nach Thailand. Ich hoffe inständig, dass ich mich auch dort dieses Göttertrunks werde erfreuen können.

Abschließend noch ein paar weltliche hard facts über Nepal und seine Bewohner:

Nepali schneuzen sich nicht. Sie ziehen ihr Nasensekret lautstark auf, um es dann ebenso geräuschvoll durch die Mundöffnung auf den Boden zu entsorgen.

Dal Bhat: Obwohl Nepal zwischen Indien und China liegt, welche für ihre kulinarischen Raffinessen bekannt sind, geht es in Nepals Küchen sehr bodenständig zu. Das Nationalgericht, Dal Bhat, ist Reis mit Linsensuppe (die man sich vor dem Verzehr über den Reis gießt), dazu gibt es meist etwas saisonales Gemüse. Das Positive: Man bekommt soviel davon nachgereicht, bis man satt ist (oder bis es einem bei den Ohrwaschln hinaussteht).

Nepali essen weder mit Besteck, noch mit Stäbchen. Sie essen mit der rechten –  das ist die saubere – Hand. Ich hab es ausprobiert und kann sagen, es ist nicht so einfach, Reis, der in Linsensuppe badet, mit den Fingern zu essen.

Das führt uns zur linken, zur unreinen Hand: Auf Toiletten, die nicht speziell für Touristen errichtet und instand gehalten werden, findet sich für gewöhnlich Folgendes: Ein Loch im Boden, links und rechts davon jeweils eineTrittfläche, auf die man sich stellt. Ein Eimer voll Wasser und ein darin schwimmendes, kleineres Schöpfgefäß runden das Ganze ab. Wer auch in Nepal ungern auf Toilettenpapier verzichtet, ist gut beraten, selbst welches aufs stille Örtchen mitzubringen.

Nepals Straßenverkehr ist von einem unablässigen Hupkonzert untermalt. Dabei hupen Nepali nur sehr selten, wie beispielsweise in Österreich nicht unüblich, als Zeichen großer Wertschätzung für die fahrerischen Höchstleistungen der anderen, sondern, um andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig auf sich selbst aufmerksam zu machen. Das scheint gut zu funktionieren. Nepali fahren also nicht nur auf Sicht, sondern auch nach Gehör.

In Nepal gibt es keinen McDonalds. Na klar, schließlich sind Kühe in Nepal heilig und auf das Schlachten selbiger steht ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt. Trotzdem muss es andere Gründe geben, da das Gleiche ebenso für Indien gilt. Dort hat McDonalds seine Rezepturen nicht gerade geringfügig angepasst und Rindfleisch aus den Laibchen verbannt. Sollte also jemand der erste McDonalds-Franchisenehmer Nepals werden wollen….

Bodnath-Stupa – Ein Pilgerziel für Buddhisten aus nah und fern
Pagode am zentralen Platz von Bhaktapur, dem Taumadhi Tole
Öffentlicher Waschplatz inmitten Kathmandus
Näher bei der Arbeit
Das Drehen der Gebetsmühlen häuft gutes Karma an. Im Inneren der Walzen befinden sich Schriftrollen, auf die Mantras, also Gebete, aufgedruckt sind.
Momos – mit allem Möglichen gefüllte Teigtaschen. Die eigentlichen Stars der Kulinarik Nepals
Kleiner Hindutempel in Bhaktapur
Schick machen vor der Arbeit
Verbrennungszeremonien am heiligen Fluss Bagmati, um den Zyklus Leben – Tod – Wiedergeburt zu durchbrechen.
Pakete werden vor dem Versenden streng auf Inhalt geprüft und anschließend vernäht und mit Kerzenwachs an den Nähten versiegelt. Ob meine heiße Ware wohl jemals in der Heimat ankommen wird?
Gegrillte Woazstriezln in den Straßen Kathmandus
Im Vergnügungspark Kathmandus: Die Kopie, das Original und ich

 

4 Antworten auf „Kathmandutal“

  1. lieber Harald beeindruckender Bericht! nur Küssen würde ich keine nepalesischen Bewohner mehr 😝😝
    das schneuz Zeremoniell ist … gut dass ich nicht dort hin
    die Linsensuppe würde ich essen allerdings nach der klogeschichte a nimmer gern…

    komm gut weiter nach Thailand! !!
    alles Liebe aus der kalten Heimat🙌🙌Heidi

    1. Inzwischen bin ich in Bangkok angekommen und hab auch schon die eine oder andere Mahlzeit eingenommen. Es mag nicht verwundern, dass die Gaumenfreuden hier auf einer gänzlich anderen Kulinarik-Stufe stehen. Ich bin begeistert, welch Leckereien hier für 1 Euro am Gehsteig dargeboten werden. Linsensuppe bzw. Dal Bhat hab ich bislang nicht erspäht.

  2. Ein Hallo aus dem gefährlichen Stiwoll
    Wie gut das ich jetzt weiß, wie Gebetsmühlen mahlen.
    Die Linsensuppe mit Reis werde ich demnächst probieren, aber die gebratenen Woarzstriezeln sind sicher sättigender und einfacher in der östlichen Nahrungsaufnahme….
    Ich hoffe du hast eine Wäscheleine im Rucksack.
    Danke für die tollen Berichte, bin mit der Landkarte dabei
    Liebe Grüße machs gut Rosi

    1. Liebe Rosi, ja, bei Euch geht es wild zu! Sowas aber auch!
      Ich denke, Du weißt sehr gut, was es heißt, gebetsmühlenartig immer wieder das Gleiche zu predigen, hm?!? 😉
      Die Wäscheleine ist im Rucksack. 🙂 Wobei: Hier in Bangkok ist man eigentlich ständig feucht (geschwitzt), es lohnt sich gar nicht, die Wäsche zwischendurch zu trocknen. Hui!
      Liebe Grüße in die Heimat!

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